Herausforderung Stoneman Arduenna

Von unserem Guide Martin

176km 4000hm an zwei Tagen? Ne ganz schöne Ansage!

Aber zuerst, was heißt das eigentlich, Stoneman Arduenna? Eigentlich ist das eine gut ausgeschilderte Tour, in diesem Fall durch die Ardennen in Belgien. Für einen kleinen Obolus erhält man auch die GPS-Daten, aktuelle Infos zur Tour und einen Eintrag auf der Finisher-Liste im Internet. Für einige weitere Euros kann man auch Gepäcktransfer zum Zwischenziel oder als Finisher auch eine Trophäe bekommen. Wenn man die Tour in drei Tagen schafft nennt man es „Bronze“, an zwei „Silber“ an einem Tag dann „Gold“. Und ja, es gibt genug Leute die es an einem Tag schaffen. Für uns sollte es Silber sein. Wir sind drei Freunde aus Gütersloh und Bocholt.

Nachdem wir letztes Jahr den Stoneman Miriquidi im Erzgebirge, unter die Stollen genommen hatten sollte es diese Jahr dann Belgien sein. Der Plan und das Datum, ein langes Wochenende im Mai, waren schnell gefasst, die Hotelbuchung erst etwas später erledigt. Leider. Die normalen Hotels waren dann ausgebucht, die teuren kamen nicht in Frage, also blieben noch die zwei Jugendherbergen in Burg-Reuland und Ovifat. Die Aufteilung der zwei Tourtage war dadurch nicht optimal: 70km und 106km. Nach einer holprigen Vorbereitung war die Freude und Aufregung am Abend vor dem Start riesig. Zumal einer von uns mit einem, aufgrund eines technischen Defekts, geliehenen Bikes am Start war.

Tag 1

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Nach einem Bike-Check ging es dann bei herrlichem Wetter los. Entlang von grünen Wiesen und Feldern sind wir entspannte Anstiege hinauf und einige schnelle Abfahrten hinunter gefahren. Vereinzelte Wasserläufe querten unseren Weg. Die ersten zwei Stempel waren recht schnell eingesammelt. Es folgte ein schöner Wechsel aus lockeren Anstiegen und immer schwierigeren Abfahrten, die mit Wurzeln und Steinen gespickt durchaus fahrtechnisches Können erforderten.

Nach weiterem Auf und Ab spuckte uns der Wald dann in Malmedy aus. Ein nettes kleines Örtchen mit Eisdielen und Cafés und allem anderen was man so braucht. Aus dem Ort raus ging es dann für uns nur zu Fuß über die einzige Schiebepassage der Tour. Ein schönes Tal entlang eines Flusses brachte uns dann zum letzten Anstieg des Tages rauf zum höchsten Punkt Belgiens mit weitem Blick über das Hochmoor Hohes Venn. Die Beine wurden langsam weich. Zum Glück waren es nur noch wenige Kilometer zur nächsten Herberge. Ein kurzer Trail, der noch mal alle unterschiedlichen Untergründe der Ardennen aufgeboten hat, dann konnte man vom Weg aus die Unterkunft schon sehen. So unglaublich nett das Personal auch war, so klein waren auch die Zimmer. Dafür acht Sorten belgisches Starkbier im Kühlschrank zur Selbstbedienung.

Fahrzeit: 5:23
Gesamtzeit: 7:20
Distanz: 71 km und 1700 hm

Tag 2

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Die eher spartanische Unterkunft und das übersichtliche Frühstücksbuffet waren nicht unbedingt der ideale Start für die anstehenden 110 km. Egal. Es ging bei bestem Wetter durch dunkle, grüne Wälder und angenehme Schotterpisten, ein paar Wurzelpassagen und rasante lange Abfahrten zur ersten Stempelstation. Immer wieder passierten wir kleine Dörfer mit liebevoll gestalteten Gärten und architektonisch ausgefallenen Häusern. Kurz vor der Hälfte der Tour konnten wir noch eine unglaublich lange und flowige Abfahrt genießen. Die letzten Meter teilten wir uns den Trail dann noch mit einem netten Belgier und einem stattlichen Bach. Die Beine brannten noch und schon kam der nächste knackige Anstieg der einem alles abverlangte, oder zum absteigen gezwungen hat.

Nach der Mittagspause bei einem leckeren Stück Apfelkuchen ging es dann richtig los. Die Anstiege wurden länger und steiler. Jeder von uns hatte mal seinen persönlichen Tiefpunkt, doch die Gruppe motivierte und unterstützte sich gegenseitig. Die letzte Stempelstelle erreichten wir am Dreiländereck Belgien, Luxemburg, Deutschland ganz im Süden der Tour.

Die Stempel konnte uns nun keiner mehr nehmen, dennoch hatten wir weitere 15 km mit ca. 500 hm vor uns. Das Ziel vor Augen kämpften wir uns über die letzten drei Gipfel, der Sonnenuntergang stand kurz bevor, doch wir kamen rechtzeitig an der Unterkunft an. Vorbereitetes Essen und Bier warteten im Kühlschrank. Wir waren überglücklich diese für uns größte Herausforderung gemeistert zu haben.

Fahrzeit: 8:30
Gesamtzeit: 11:40
Distanz: 113 km und 2400 hm

Tipps für eure Planung

  • Schaut euch die Strecke und das Höhenprofil gut an und schätzt euch realistisch ein. Sowohl hier als auch im Erzgebirge haben wir das Tageslicht zum Schluss gut ausgenutzt. Zeit für Eventualitäten war eigentlich nicht mehr.
  • Wir sind morgens schon mit viel Proviant und Wasser gestartet, beim nächsten mal würde ich das allerdings anders machen und die Einkaufsmöglichkeiten besser nutzen. Mit etwas Recherche hätten wir Bäcker, Supermärkte und Wasserstellen wie Campingplätze sicher auch vorher gefunden.
  • Wir sind mit Fullies unterwegs gewesen, Federwege zwischen 120mm und 160mm. Hardtail geht wahrscheinlich auch, Gravelbike würde ich von abraten, dafür sind es doch zu viele Wurzeln.
  • Trotz gutem Wetters waren viele Stellen nass mache auch schlammig. Bei Regenwetter ist der Untergrund sicher eine nicht zu unterschätzende Herausforderung.

Viel Spaß beim Nachfahren!